Fünf-Satz-Drama gegen Polen:
U19 Damen Volleyball Nationalteam verpaßt direkte EM-Quali hauchdünn
Was für ein Match zum Abschluss der EM-Qualifikation der U19 in Vilsbiburg! Die beiden bis dato ungeschlagenen Teams aus Deutschland und Polen machten aus dem Turnierfinale ein beinahe episches Fünf-Satz-Drama, das die Gäste nach knapp zweieinhalb Stunden mit 3:2 (20:25, 18:25, 26:24, 26:24, 15:12) für sich entschieden. Polen ist damit direkt für die Europameisterschaft im September in Albanien qualifiziert, die DVV-Auswahl hat Ende Juni/ Anfang Juli noch eine weitere Chance, das EM-Ticket zu lösen.
In der Form von Vilsbiburg sollten die jungen „Schmetterlinge“ gute Chancen haben, das Ziel Europameisterschaft auf diesem Umweg (von acht Mannschaften qualifizieren sich noch vier) zu erreichen. Das Duell in der Ballsporthalle riss die 700 Fans geradezu von den Sitzen; an Intensität und Leidenschaft war dieser atemberaubende Volleyball-Abend kaum zu übertreffen.
Das deutsche Team holte sich in sehr überzeugender Manier die ersten beiden Sätze, führte im 3. Abschnitt mit 19:16 und war bei 23:23 nur noch zwei Bälle vom Sieg und damit vom EM-Ticket entfernt. Doch mit der gleichen Vehemenz, mit der die Gastgeberinnen den Sack zumachen wollten, wehrten sich die Polinnen gegen die drohende Finalniederlage. Sie taten dies erfolgreich, gewannen den 3. Satz mit 26:24 und den folgenden, ebenso dramatischen Durchgang mit exakt dem gleichen hauchdünnen Resultat.
Wie es sich für diese faszinierende Partie gehörte, ging sie also in den Tiebreak, der in Sachen Spannung noch einmal ein Ausrufezeichen setzte. Polen führte schon mit 10:6, aber Deutschland warf alles in die Waagschale und schaffte tatsächlich den Ausgleich zum 12:12. Mehr war aber nicht drin an diesem denkwürdigen Abend für die DVV- Auswahl – die Polinnen hatten mit 15:12 das bessere Ende für sich und feierten Turniersieg und EM-Ticket mit einem wilden Siegestanz noch auf dem Spielfeld.
Erfolgreichste Punktesammlerin des Abends war Zuzanna Gorecka (23). Polens Co- Trainer Ireneusz Waleczek hob in seiner Analyse aber auch Paulina Damaske und die zweite Libera Julia Mazur hervor, die in den Sätzen 4 und 5 maßgeblichen Anteil daran gehabt hätten, dass ihr Team das Match noch drehen konnte. „Wir waren auch mental sehr stark“, sagte Waleczek, „und jetzt sind wir sehr, sehr glücklich.“
Der deutsche Chefcoach Martin Frydnes zeigte sich einerseits enttäuscht angesichts der so knappen Niederlage, auf der anderen Seite aber „unglaublich stolz auf meine Mannschaft“. Dass mehrere Spielerinnen wegen eines Magen-Darm-Virus arg geschwächt waren, wollte der DVV-Trainer nicht als Ausrede verwenden. Ein Faktor war es in diesem Kräfte zehrenden Fünf-Satz-Krimi aber doch. „Wir haben wirklich alles rausgehauen, was wir noch im Akku hatten“, so Frydnes, in dessen Team Lina Alsmeier mit 21 Zählern beste Scorerin war. „Und sogar als wir eigentlich keine Energie mehr hatten, haben wir noch weitergekämpft.“ In Vilsbiburg hat es (noch) nicht zur EM- Qualifikation gereicht, „aber das wollen wir bei der nächsten Gelegenheit nachholen“.
Text: Michael Stolzenberg
Bild: Andreas Geißer
0