„Clash of cultures“ am Sonntag in Buchbach
Rot-Weiße wollen im Frühschoppenspiel ab 11 Uhr Topfavorit Türkgücü München ärgern
Recht viel unterschiedlicher geht’s eigentlich nicht mehr: Auf der einen Seite der bodenständige Dorfverein TSV Buchbach, auf der anderen Seite der ambitionierte Proficlub Türkgücü München – wenn sich beide Vereine am Sonntag ab 11 Uhr beim Fernsehspiel der Regionalliga Bayern in der SMR-Arena gegenüberstehen, treffen Fußball-Welten aufeinander.
„Die Favoritenrolle ist klar verteilt, aber wir wollen Türkgücü schon ärgern. Das wäre unser Ziel“, sagt Buchbachs Trainer Markus Raupach, der sich wie die gesamte Buchbacher Fußballfamilie auf ein großes Fußballfest freut: „Die Regionalliga ist so vielfältig wie keine andere Liga in Deutschland, insofern ist es für alle sehr spannend zu sehen, wie zwei komplett unterschiedliche Philosophien aufeinandertreffen. Das ist schon ein clash of cultures.“
Auch wenn Türkgücü der Neuling in der Liga ist und die Buchbacher bereits die achte Saison in der Beletage des bayerischen Fußballs spielen, bringt der vor der Saison neu zusammengestellte Kader von Türkgücü jede Menge höherklassige Erfahrung mit, der Etat der Münchner liegt um ein Vielfaches höher und die Zielsetzungen divergieren dementsprechend extrem: Für Buchbach, das ja nach der Letzten Saison den kompletten Stammsturm verloren hat, zählt nur das blanke Überleben, während Türkgücü so schnell wie möglich in den bezahlten Fußball will.
„Gerade auch durch die Übertragung in Sport1 steht das Projekt Türkgücü am Sonntag besonders im bundesweiten Fokus“, weiß Raupach. Ob das ein zusätzlicher Anreiz für die Elf von Ex-Löwen-Trainer Reiner Maurer ist, oder ob dadurch eine Drucksituation aufgebaut wird, ist schwer zu beurteilen. Wir haben in den ersten vier Spielen gezeigt, dass wir schwer zu knacken sind. Umgekehrt hat man auch gesehen, dass Türkgücü nicht so durch die Liga marschiert, wie es sich in der Vorbereitung angedeutet hat“, weiß Raupach und ergänzt: „Man hat schon in den Spielen gegen Aschaffenburg und gegen Garching gesehen, dass auch gegen so eine Mannschaft Nadelstiche möglich sind. Das sind natürlich die Szenen, von denen wir uns inspirieren lassen.“ Andi Bichlmaier hat den Gegner am vergangenen Samstag beim 4:2 gegen Memmingen persönlich in Augenschein genommen und trotz der frühen 3:0-Führung auch Situationen erlebt, in denen der Topfavorit nicht immer souverän agiert hat.
„Wir müssen es dem Gegner ganz schwer machen und Abschlüsse möglichst verhindern“, so die Vorgabe von Raupach, der in der Trainingswoche alternative Varianten zum bisherigen Spielsystem einstudieren ließ: „Dabei haben wir natürlich auf bestehende Automatismen zurückgegriffen, alles andere wäre ja Harakiri. Aber vielleicht gelingt uns ja der eine oder andere Überraschungsmoment.“ Kleine Änderungen in der Ausrichtung sind ohnehin nur möglich, weil sich die Personalsituation bei den Rot-Weißen ein wenig entspannt hat: Kapitän Maxi Hain steht nach seiner Muskelverletzung wieder voll im Saft, Thommy Breu, der beim 1:1 in Bayreuth passen musste, ist wieder an Bord und Marin Culjak konnte weitgehend ohne Probleme trainieren. Jonas Wieselsberger und Selcuk Cinar haben überdies nach Rückstand weiter Anschluss gefunden und Fortschritte gemacht. „Das eröffnet uns ein paar kleine Variationsmöglichkeiten, aber natürlich hat Türkgücü eine ganz andere Tiefe im Kader, kann von der Bank ganz anders nachlegen. Für uns wird es wichtig sein, dass wir wieder für mehr Entlastung sorgen als zuletzt in Bayreuth. Und hier liegt der Schlüssel im Umschaltspiel, mit dem wir die Chancenanzahl erhöhen wollen.“ Bislang haben die Buchbacher ihre Möglichkeiten hoch effizient genutzt, man kann aber nicht erwarten, dass dies über die gesamte Saison so weitergeht, insofern müssen mehr Abschlusssituationen her. Wollen die Buchbacher am Sonntag was reißen, muss allerdings alles zusammenpassen: Dass der Kult-Klub solche Spiele heraufbeschwören kann, hat er in der Vergangenheit bei Siegen gegen Jahn Regensburg oder 1860 München bewiesen.
Text: Michael Buchholz - TSV Buchbach
Foto: Michael Buchholz - mb-presse.de
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