Feinstes Bayernligaeishockey gab es am vergangenen Sonntag in Kempten zu bestaunen. Dort trafen die Gastgeber, die „Sharks“ aus Kempten, auf die „Löwen“ vom EHC Waldkraiburg zum letzten Bayernligaspiel des Jahres 2025. Wie bereits die Begegnung zwei Tage zuvor konnte auch dieses Spiel aus Sicht der Löwen als echtes „Sechs-Punkte-Spiel“ bezeichnet werden. Zwar rangierte Kempten vor dem Spieltag ganze drei Plätze vor den Waldstädtern, doch betrug der Abstand lediglich sechs Punkte. Für die Löwen wäre es ein großer Wurf gewesen, mit einem Erfolg dem sechsten Tabellenplatz und der damit verbundenen sicheren Play-off-Teilnahme einen großen Schritt näherzukommen. Die Voraussetzungen für den EHC Waldkraiburg waren jedoch erneut alles andere als ideal. Zwar wäre Anthony Dillmann nach Ablauf seiner Sperre wieder spielberechtigt gewesen, doch musste er krankheitsbedingt kurzfristig passen und das

Spiel mit Tee und den verbliebenen Weihnachtsplätzchen vom Bett aus verfolgen. Zudem war Jan Loboda privat verhindert und stand ebenfalls nicht zur Verfügung.

So gingen beide Teams in diese Begegnung, die für die Gastgeber bereits im Vorfeld eine besondere war. Der ESC Kempten feierte an diesem Abend sein 75-jähriges Vereinsjubiläum, und die Arena war mit 2113 Zuschauern ordentlich gefüllt. Für die Spieler beider Mannschaften sicherlich ein Highlight und zusätzlicher Ansporn, was sich auch von Beginn an auf dem Eis widerspiegelte. Beide Teams starteten mit viel Spielfreude und klarem Zug zum Tor, ganz zur Freude der Zuschauer. Nachdem sich das Spiel nach rund neun Minuten etwas eingependelt hatte, legten die Gastgeber erstmals vor. Nach Zuspiel des neuen Kemptener Stars Kevin Hu schloss Kulhánek erfolgreich ab und überwand Maxi Englbrecht zum 1:0. Dieser Treffer schien die Torlaune der „Sharks“ endgültig zu entfachen, denn nur eine Minute später fiel bereits der nächste Treffer. Pascal Dopatka hieß der Schütze, der sich für das 2:0 feiern lassen durfte.

Erneut sollte es nicht lange dauern, bis Jubel durch die Kemptener Arena brandete – diesmal allerdings von den mitgereisten Löwen-Fans, die auch an diesem Abend wieder mit einem Fanbus angereist waren. Der wiedergenesene Santeri Ovaska verwertete ein Zuspiel von Andris Džeriņš und sorgte nur rund eine Minute nach dem 2:0 für den wichtigen Anschlusstreffer. In ihrer Spiellaune keineswegs getrübt, drückten die Löwen weiter in Richtung des Kemptener Kastens. So war es folgerichtig, dass Jakub Šrámek in der 15. Minute den verdienten 2:2-Ausgleich erzielte, was zugleich den Pausenstand bedeutete.

Auch im zweiten Durchgang verlor die Partie nichts von ihrer hohen Qualität. Die Löwen agierten nun mit leichten Vorteilen und zeigten sich brandgefährlich vor dem Kemptener Tor. Gute neun Minuten sollte es allerdings dauern, bis diese Überlegenheit auch in Zählbares umgemünzt werden konnte. Dann war es Kapitän Nico Vogl, der nach Zuspiel von Jakub Šrámek zum 2:3 traf. Kurze Zeit später mussten die Löwen allerdings gleich doppelt in Unterzahl agieren, zunächst nach einer Strafe gegen René Mertz, anschließend gegen Patrick Zimmermann. Diese doppelte Unterzahl überstand die Mannschaft von Trainer Jürgen Lederer lange Zeit schadlos. Doch neun Sekunden, bevor man wieder zu viert gewesen wäre, versalzte Kemptens Martin Hlozek den Löwen die Suppe und glich für seine Farben zum 3:3-Pausenstand aus.

Auch im dritten Spielabschnitt bot sich den Zuschauern ein ähnliches Bild wie zuvor. Zwei Teams egalisierten sich über weite Strecken, jedes mit seinen eigenen guten Phasen, zugleich jedoch stets darauf bedacht, die eigene Defensive nicht zu weit zu öffnen. Erneut war es schließlich eine Strafzeit, die den Löwen zum Verhängnis wurde. Leander Ruß saß eine Strafe wegen zu vieler Spieler auf dem Eis ab. Nachdem die Löwen die erste Minute dieser Unterzahl noch sehr souverän gestalten konnten, war es letztlich eine Einzelaktion von Kevin Hu, der mit einem satten Handgelenksschuss gleich drei Verteidiger und Torhüter Max Englbrecht düpierte. Nur gute zwei Minuten später setzte Kempten schließlich den „Todesstoß“. Filip Kokoska erhöhte für seine Sharks auf 5:3, und diesem Rückstand mussten die Löwen nun noch rund neun Minuten hinterherlaufen. Zwar ergaben sich für die Waldkraiburger noch die ein oder andere, teils hochkarätige Torchance, doch wollte die Scheibe an diesem Abend nicht mehr über die Torlinie rutschen. Somit wurde aus dem erhofften Sechs-Punkte-Spiel am Ende eine Null-Punkte-Reise. Dennoch müssen sich die Löwen mit der gezeigten Leistung keineswegs verstecken und können mit einer solchen Vorstellung durchaus optimistisch in die Zukunft blicken – und vielleicht schon bald jene Serie starten, die Trainer Jürgen Lederer in der anschließenden Pressekonferenz beschworen hatte.


Bericht: Alex Ahrends

Fotos: Yasmin Neumann